Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse – wenn es darum geht, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen, kommt man um das Schreiben von Bewerbungen nicht herum. Wie man den passenden Ausbildungsberuf findet und sich ordentlich bewirbt, das erläutert Angela Heisler von der Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Geldern.
„Ich weiß einfach nicht, was ich später werden will“ – das muss sich die Berufsberaterin von angehenden Auszubildenden sehr oft anhören. Denn nur selten kann ein Acht- oder Neuntklässler mit mittlerer Reife sagen, welche berufliche Laufbahn er einschlagen möchte.

Eigene Einschätzung: Sich einen Überblick über die eigenen Stärken und persönlichen Interessen zu verschaffen, ist der erste Schritt aus der Hilflosigkeit. „Was interessiert mich, was kann ich gut?“, sind die ersten Fragen, die sich Schulabgänger stellen sollten.

Den passenden Beruf finden: Hat man seine persönlichen Interessen und Stärken im Blick, geht es nun darum, den passenden Ausbildungsberuf zu finden. Die Berufsberaterin rät, bereits am Anfang der Klasse 9 Informationen über Berufs- und Ausbildungswege zu sammeln und gegebenenfalls Kontakt mit einer Berufsberatung aufzunehmen. Im zweiten Halbjahr sollten dann die Bewerbungsunterlagen vorbereitet werden. „Anfang der Klasse 10 geht‘s los mit dem Schreiben von Bewerbungen, so dass es nach dem Schulabschluss direkt in den Betrieb gehen kann“, sagt Heisler. „Wer sich aber für eine Ausbildung zum Bankkaufmann interessiert, der sollte sich am besten mit dem Zeugnis des ersten Halbjahres der Klasse 9 bewerben. Danach könnte es nämlich schon zu spät sein.“

Die individuelle Bewerbung: Doch wie sieht nun eine gute Bewerbung aus? Nicht gut, wenn sie als Vorlage aus dem Internet kommt. „Das ist ein rotes Tuch für Arbeitgeber“, sagt die Berufsberaterin. „Besser ist eine eigene, individuelle Bewerbung mit den persönlichen Stärken, Fähigkeiten und Erfahrungen. Und so schwer ist das nicht.“
Individuell heißt, jede Behauptung die man aufstellt – zum Beispiel: „Ich bin verantwortungsbewusst“ –, auch zu begründen. „Meist kann man diese Eigenschaft mit etwas verbinden – ob nun im Bezug zu sich selbst, zu den eigenen Hobbys, Praktika und vielleicht auch zum Beruf der Eltern, wenn er in dieselbe Richtung geht“, sagt Heisler. „Dann lauten die Sätze nämlich: ,Ich kümmere mich seit Jahren ehrenamtlich um die kleinen Pfadfinder in unserer Stadt‘ oder ,Ich habe im elterlichen Betrieb mitgeholfen und durfte die Theke selber auffüllen‘.“

Das Anschreiben: Das Anschreiben erfolgt in drei Schritten. Erstens geht es darum, alle wichtigen Fragen zu beantworten: Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden? Was findest du interessant daran? Und warum bist ausgerechnet du der Richtige für den Job? Im zweiten Schritt fertigt man eine Rohfassung des Bewerbungsanschreibens an, die nicht länger als eine DIN-A4-Seite sein darf. „Am besten auf Floskeln wie ,Ich würde mich sehr freuen, wenn…‘ verzichten und Weichmacher wie ,würde, hätte, sollte‘ vermeiden“, sagt die Beraterin. „Stattdessen positive Formulierungen wählen, wie ,Ich werde die Schule am … erfolgreich abschließen‘.“
Im dritten und letzten Schritt geht es dann um den Feinschliff: Sind alle Rechtschreibfehler korrigiert und entspricht die Wortwahl dem eigenen Empfinden? „Schließlich soll mit der Bewerbung deutlich werden, was einen an dem Beruf reizt und was man selbst mitbringt“, sagt Heisler. „Sich einfach fragen: Was hat mein Interesse geweckt und was möchte ich?“
Im Anschreiben soll zusammenfassend also die Neugier des Arbeitgebers geweckt, die eigenen Worte handfest begründet und ein offensichtliches Interesse an der Ausbildungsstelle sichtbar werden. Aber auch einfache formale Sachen wie die korrekte Namensnennung der Firma und des Ansprechpartners sowie das aktuelle Datum und eine Unterschrift dürfen nicht vernachlässigt werden. „Ganz wichtig ist: Niemals originale Unterlagen, sondern immer nur Kopien verschicken“, betont die Beraterin.

Der Lebenslauf: Der Lebenslauf kann, muss aber kein Deckblatt enthalten. „Das Deckblatt dient dazu, das Interesse des Arbeitgebers mit einem sympathischen Foto und wenigen Informationen zu wecken“, erklärt die Mitarbeiterin der Arbeitsagentur. Im Lebenslauf selbst müssen alle wichtigen Daten tabellarisch kurz, prägnant und übersichtlich zu finden sein. „Bewerber sollten vor allem darauf achten, dass die vorgestellten Fähigkeiten und Erfahrungen zur beworbenen Stelle passen.“ Auch eine „3. Seite“ können, müssen Bewerber aber nicht anfertigen. „Hierbei handelt es sich um ein formloses Blatt, das nach dem Lebenslauf kommt und in dem man in wenigen Stichpunkten seine Stärken und seine Motivation noch mal deutlich macht“, sagt Heisler. „Das lohnt sich etwa bei kreativen Berufen, in dem man auf der Seite zeigt, wie künstlerisch begabt man ist.“

Die Online-Bewerbung: Auch Online-Bewerbungen kommen immer häufiger vor. Der Bewerber füllt dabei in einem Online-Portal des Unternehmens einen Fragebogen aus und hängt am Ende seine Bewerbungsunterlagen als PDF-Datei an.
„Vor dem Ausfüllen des Fragebogens sollte der Bewerber seine vollständige Bewerbung bereits auf dem Computer abgespeichert haben“, sagt Heisler. „Denn wenn er die Bewerbung erst nach der Beantwortung schreibt, ist unter Umständen seine Online-Sitzung beendet und er kann den Fragebogen noch mal neu ausfüllen. Das ist ärgerlich.“ Ebenfalls empfiehlt sie, nachdem alle Bewerbungsunterlagen fertig sind, sie einmal auszudrucken und zu schauen, ob alle Daten gut lesbar und das Foto gut erkennbar ist.

Vorstellungsgespräche und Assessment-Center: Hat die Bewerbung dem Arbeitgeber zugesagt, kommt im nächsten Schritt das Vorstellungsgespräch und gegebenenfalls auch ein Auswahltest, der meist in großen Betrieben mit vielen Bewerbern durchgeführt wird.
Für das Vorstellungsgespräch kann der Bewerber sich gut vorbereiten und typische Fragen wie „Erzählen Sie uns etwas über sich“ und „Warum haben Sie sich gerade bei uns beworben?“ schon vorab durchgehen. „Das kann man gut mit den Eltern oder Freunden üben“, äußert die Beraterin. „Am besten ein Vorstellungsgespräch durchspielen und dabei auch auf die Körperhaltung, die klare Aussprache und das freundliche und interessierte Lächeln achten.“
Für das Assessment-Center ist es etwas schwieriger, sich vorab darauf vorzubereiten, denn da müssen die Bewerber zeigen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren würden. Das Allgemeinwissen aufzufrischen, kann auf jeden Fall hilfreich sein, so die Beraterin.

Probleme während der Ausbildung schnell angehen: Und wenn man seine Ausbildungsstelle dann endlich bekommen hat, kann es vorkommen, dass man in der Berufsschule nicht mitkommt und der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung gefährdet ist. Hier helfen zum Beispiel entweder der Internationale Bund (IB GmbH) mit individuellem Förderunterricht und der gezielten Vorbereitung auf Prüfungen oder die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagentur. Über die Teilnahme entscheidet aber die Arbeitsagentur während eines persönlichen Beratungsgesprächs.
Weitere Informationen zu Anschreiben, Bewerbung und Stellenmarkt gibt es unter anderem unter www.arbeitsagentur.de, bei der Handwerkskammer und der IHK-Lehrstellenbörse