Für Uli von Quistorp (19) stand schon immer fest: Landwirt ist (s)ein Traumberuf

Milch, Fleisch, Getreide: Ohne die Landwirtschaft läuft‘s schon am Frühstückstisch nicht rund. Seit Menschengedenken gehört sie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen überhaupt. Heute erzeugen in Deutschland etwa eine Million Menschen in rund 270.000 Betrieben Waren im Wert von rund 50 Milliarden Euro – pro Jahr. Doch auch die Landwirte haben mit dem Nachwuchsmangel zu kämpfen.

Ulrich von Quistorp ist 19 Jahre alt und wird seine Ausbildung in diesem Jahr beenden. Für den Nieukerker ist klar: „Ich erlerne einen tollen, abwechslungsreichen Beruf!“ Die Ausbildung zum Landwirt dauert regulär drei Jahre, Abiturienten können um ein Jahr verkürzen. Sie umfasst das Halten von Nutztieren, das Kennenlernen und Bedienen der Maschinen für die Bodenbearbeitung, worauf es bei der Ernte ankommt, und vieles mehr. Im ersten Lehrjahr hat Uli parallel zur Arbeit im Betrieb an zwei Tagen in der Woche die Schulbank gedrückt, im zweiten Jahr waren es 1,5 Tage. Aktuell macht er sich alle zwei Wochen auf den Weg nach Kleve. Im Rahmen der Lernortkooperation zwischen dem Berufskolleg in Kleve und der Landwirtschaftskammer NRW findet der Unterricht im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick statt. Hinzu kommen überbetriebliche Lehrgänge zur Metallbe- und -verarbeitung, zu Maschinentechnik und Tierproduktion.

Das dritte Lehrjahr verbringt Uli auf dem Hof der Spolders Spiesen Gbr auf der Baersdonk. Vorher war er bei Norbert Brehorst in Issum, davor bei Willi Funken in Aldekerk. „Es ist üblich, dass die Auszubildenden jedes Jahr den Betrieb wechseln, um möglichst viele Bereiche kennenzulernen“, erklärt Matthias Spolders. Er bewirtschaftet als Mit-Gesellschafter rund 150 Hektar Mischkultur von Mais über Getreide bis zu Kartoffeln. Hinzu kommen 1.300 Plätze für die Schweinemast. Spolders weiß, wie fordernd der Beruf ist. Gerade während der Erntesaison. Die körperliche Belastbarkeit sei deshalb auch eine wichtige Voraussetzung für junge Menschen, die den Beruf erlernen möchten. Langschläfer sollten auf jeden Fall Abstand davon nehmen. „Dafür bietet der Beruf ein hohes Maß an Lebensqualität“, findet Matthias Spolders. Wenn er im Sommer morgens zum Beregnen der Kulturen auf die Felder fährt und allein auf weiter Flur den Sonnenaufgang genießt, dann wisse er, dass er alles richtig gemacht hat.

Uli war schon als Kind gern auf dem Hof der Großeltern unterwegs. Für ihn stand früh fest, dass er nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Landwirt antreten wird. Seine nicht ganz so guten Schulnoten spielten dabei eine Nebenrolle. „Bei uns kommt es mehr auf die Praxis an und ob es menschlich passt“, sagt Spolders. Häufig seien es Familienbetriebe, der Azubi sitze mit am Tisch. „Da muss die Chemie stimmen“, sagt Spolders. Allerdings stecke in Landwirtschaft auch das Wort Wirtschaft und es sei eben nicht so, dass der „dümmste Bauer die dicksten Kartoffeln“ hat. „Man muss schon ausrechnen können, wie viel Futter, Dünger oder Saatgut man benötigt“, betont Spolders, dass auch die Arbeit im Büro erledigt werden muss. Preisentwicklung, Lieferengpässe, neue Richtlinien, neue Technik – als Landwirt muss man viele Dinge im Blick behalten, wenn man sich auf dem Markt behaupten will. Für Uli stehen deshalb in der Berufsschule auch Fächer wie Politik und Betriebswirtschaftslehre auf dem Stundenplan. Uli will sich später, Stand heute, auf den Ackerbau konzentrieren. Nach dem Gesellenjahr möchte er vielleicht zur Meisterschule.

Aber vorher geht es ins Ausland – bevorzugt nach Australien, Getreide dreschen. Auch das ist keine Seltenheit mehr. „Viele junge Landwirte ziehen nach der Ausbildung nochmal los“, sagt Uli. Amerika und Kanada seien sehr beliebt. Einmal die ganz großen Maschinen fahren und die riesigen Felder bearbeiten. Ein Freund von Uli fliege jedes Jahr im Winter nach Afrika, um dort bei der Ernte anzupacken.

Überhaupt, so Uli, sei die Stimmung und das Miteinander gut. „Wenn einer Hilfe braucht, sind alle da.“ Neben der Arbeit bleibt auch noch Zeit für Unternehmungen wie Scheunenfeten, Traktor-Pulling oder Lichterfahrt. „Wir unternehmen viel gemeinsam“ – für Uli ist das ein echter Pluspunkt.

Ein weiterer sei die Vielseitigkeit des Berufs: „Mal ist man Mechaniker, mal Klempner, Elektriker oder Tierarzt. Auf dem Hof fallen die unterschiedlichsten Aufgaben an und kein Tag ist wie der andere.“ Das mache es auch so spannend, pflichtet Spolders bei. Langweilig oder eintönig werde es nie. Zwar nehme der bürokratische Aufwand immer mehr zu, doch im Mittelpunkt stehe weiterhin die Arbeit mit Tieren und draußen auf den Feldern, an der frischen Luft. „Gute Leute, die mitdenken und selbstständig arbeiten, werden überall gesucht“, sieht Spolders die Zukunft für junge Landwirte gesichert.

Übrigens auch für Landwirtinnen. „Es gibt heute schon viele Betriebsleiterinnen“, weiß er. Das kann Uli nur bestätigen: „In meiner Klasse sind fünf Frauen. Das sah vor ein paar Jahren noch ganz anders aus.“