Mehr Geld, bessere Karrierechancen – das Studium genießt bei vielen Schülern einen höheren Stellenwert als eine Ausbildung. Gleichzeitig zweifeln einige Jugendliche an sich selbst, wenn es um ihre berufliche Zukunft geht. Beides muss nicht sein, weiß Sarah Thomas von der IHK.

„Bei vielen Schülern ist der Gedanke im Kopf: Wenn ich studiere, bekomme ich mehr Geld, dazu habe ich bessere Karrierechancen. Daher hat das Studium vielfach einen höheren Stellenwert als eine Ausbildung.“ Sarah Thomas, Projektkoordinatorin der IHK beim „Klever Schulmodell“, weiß, dass die Ausbildung gegenüber dem Studium ein Imageproblem hat, „obwohl einigen Schülern bewusst ist, dass sie als Azubi eher Geld verdienen als ein Student“. Doch sehen sie sich auf dem weiteren beruflichen Weg dann limitierter.

Breites Spektrum
Gleichzeitig sei vielen Jugendlichen das ganze Spektrum an Ausbildungsberufen nicht klar. „Wenn ich sie nach Ausbildungsberufen frage, nennen sie meist 20 bis 30 – wir haben in Deutschland aber weit mehr als 300.“ Allein in der Region Niederrhein gibt es beispielsweise 180 Ausbildungsberufe, die die IHK betreut. Hinzu kommen die spezifischen Fachrichtungen innerhalb eines Berufsfeldes. „Da lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen“, rät Thomas.
Wer dennoch Schwierigkeiten damit hat, einen passenden Lehrberuf zu finden, dem stellt Sarah Thomas gerne einen kleinen Katalog an Fragen, den sich jeder auch zu Hause selbst stellen kann:
Gibt es generell ein Berufsbild, dass Dich interessiert?
Hast Du Praktika absolviert, die Dir gefallen haben oder eben nicht gefallen haben?
Hast Du Lieblingsfächer oder Fächer mit guten Noten?
Wo würdest Du gerne mal ein Praktikum machen?
Was machen Deine Eltern und Verwandte beruflich?
Was begeistert Dich in der Freizeit? Welchen Hobbys gehst Du gerne nach?


Der Aspekt der Freizeit – sprich Hobbys – mag auf den ersten Blick verwundern, lässt sich aber laut Thomas leicht erklären, wenn es erst einmal um das Erstellen eines Lebenslaufes geht: „Auch eine Mitgliedschaft in einem Sportverein beispielsweise sagt etwas aus über einen Schüler, etwa dass er ein Ziel verfolgt und Ehrgeiz besitzt.“
Bei den Antworten sollen die Schüler ruhig träumen, „sie müssen ihren eigenen Wünschen entsprechen“, sagt Thomas. Weiter versucht sie, den Jugendlichen die eigenen Stärken aufzuzeigen. „Oft haben gerade praktische Fähigkeiten an Stellenwert verloren.“ Und schließlich macht sie den Schülern ihre späteren Möglichkeiten nach einer erfolgreichen Ausbildung deutlich: „Deutschland ist das Land der Weiterbildung. So kann ich auch mit einem Hauptschulabschluss und einer Ausbildung immer noch studieren.“
Wenn es um das Thema Lebenslauf geht, rät Sarah Thomas den Schülern, die zu ihr in die Beratung kommen, ins Detail zu gehen, beispielsweise die Aufgaben aufzulisten, die man während eines Praktikums übernommen hat.

Die kleinen Dinge
Nun weiß auch Thomas, dass es Schüler gibt, die größte Schwierigkeiten haben, wenn es um die Zeit nach der Schule geht – die „gar keinen Plan“ haben. Oder noch problematischer: „Es gibt durchaus Schüler, die von ihrem eigenen Image ein schlechtes Bild haben oder dieses von ihrem Umfeld vermittelt bekommen – vor allem bei Haupt- und Realschülern.“ Dann greift sie zunächst zu einer anderen Methode: „Sie sollen sich selbst fragen: Wann war ich das letzte Mal stolz auf mich oder richtig glücklich? Was habe ich in diesem Moment gemacht?“ Es gehe darum, die kleinen, aber positiven Dinge im Alltag zu finden, die dann wiederum zu einem guten Gefühl führen, wenn es um die eigene Zukunft geht.