Heidi Lippnat absolviert derzeit bei Umwelttechnik Franz Janßen eine Ausbildung zur Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice.

Sie wagt sich in eine Männerdomäne – und räumt dabei mit einem Klischee auf. Denn als Auszubildende zur „Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice“ bei Umwelttechnik Franz Janßen in Goch zeigt Heidi Lippnat, dass dieser Beruf nicht nur Männersache ist. Heidi Lippnat hat großen Spaß an den unterschiedlichen Tätigkeiten. Geschäftsführerin Anja Janßen freut sich über dieses Interesse – und über die erste junge Dame, die die Ausbildung in diesem Bereich in ihrem Unternehmen absolviert.

Vorsichtig lässt Heidi Lippnat eine Satellitenkamera in den Kanalschacht hinabgleiten. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, wenn die empfindliche Technik in den Untergrund manövriert wird, um den Kanal zu inspizieren und auf den Zustand zu überprüfen. Auf einem Monitor sieht sie sich mit ihrem Kollegen Rene Valenta die Videoaufzeichnungen aus dem Innern des unterirdischen Abwassersystems an. Wird eine Schadenstelle am Kanalrohr entdeckt, muss sie saniert werden. „Dazu nutzen wir ferngesteuerte Roboter“, sagt die 19-Jährige. Bei Arbeiten wie diesen ist sie in ihrem Element, denn Technik hat sie schon als Kind begeistert.

Seit August 2018 kann sie dieser Leidenschaft auch in ihrer Ausbildung nachgehen. Dabei war dieser Schritt kein leichter für sie: „Ich habe mich zuerst nicht getraut, einen technischen Beruf zu erlernen. Das passt ja eigentlich nicht zu Mädchen“, blickt Heidi Lippnat zurück. Mit etwa 80 Prozent ist der Männeranteil in Berufen der Wasser- und Entsorgungsbranche deutlich höher als der der Frauen. „Viele Frauen haben Bedenken, nicht ernst genommen zu werden. Das war bei mir überhaupt nicht der Fall.“ In einer Technik-Jobbörse wurde sie auf den Beruf „Rohr-,
Kanal- und Industrieservice“ aufmerksam. Besonders die Arbeit mit Kameras und Robotern fand sie spannend. Aber nicht allein Mechanik und Technik spielen bei der Ausbildung eine Rolle, sondern auch Dokumentationsaufgaben wie das Lesen von Lageplänen oder die Verwaltung der gewonnenen Daten. „Durch die Abwechslung der Aufgaben wird es nie langweilig“, sagt sie.

Heidi Lippnat absolvierte vor ihrer Ausbildung zunächst ein Praktikum in ihrem jetzigen Ausbildungsbetrieb. Dabei konnte die Schülerin Unternehmensluft schnuppern und einen Einblick in die Prozesse gewinnen. Und zwar als erste Frau in diesem Bereich. „Wir freuen uns sehr über unseren weiblichen Zuwachs. Heidi Lippnat zeigt, dass dieser Beruf für Männer und Frauen gleichermaßen interessant sein kann“, sagt Geschäftsführerin Anja Janßen. „Sie geht mit dem gleichen Ehrgeiz an die Aufgaben wie ihre männlichen Mitstreiter.“ Heidi Lippnat bereut die Entscheidung deshalb nicht. „Ich war von Anfang an integriert und fühle mich pudelwohl“, sagt sie.

Die Firma bildet neben Heidi Lippnat zurzeit drei weitere Auszubildende zur „Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice“ aus. Auch Quereinsteiger finden den Weg ins Unternehmen. So wie Rene Valenta, der vor siebeneinhalb Jahren bei Umwelttechnik Franz Janßen begonnen hat. Zurzeit absolviert er seine Ausbildung zum Meister für Rohr-, Kanal- und Industrieservice, die er im Mai abschließen wird. Seit Oktober vergangenen Jahres ist er zudem Ausbilder und somit auch erster Ansprechpartner für Auszubildende.